B 200219 DiS ILSE beitrag

Wer die Lautsprache nicht spricht, ist nicht sprachlos: Gehörlose Menschen sind taub, aber noch lange nicht stumm.

Learning Kids

Dialoghaus Hamburg – Dialog im Stillen: Besuch von Schülerinnen und Schülern aus den achten Klassen und einer IVK der Stadtteilschule Ilse-Löwenstein-Schule

 

Ca. 16 Millionen Menschen in Deutschland sind hörgeschädigt. Die Ursachen dafür sind z. B. Unfälle und Krankheiten. Die Barrieren für sie im Alltag sind vielfältig. Deutlich wird das am Beispiel einer Durchsage am Bahnhof: „Die Abfahrt des ICE nach Berlin erfolgt heute ausnahmsweise nicht von Gleis 8 sondern von Gleis 14“. Wenn diese Durchsage nicht gleichzeitig über die elektronischen Anzeigetafeln angezeigt wird, erreicht diese Information die am Gleis 8 wartenden Gehörlosen nicht. Durch die neuen Techniken und Medien konnten einige Barrieren abgebaut werden: Fernsehfilme mit Untertitel oder eingeblendetem Gebärdendolmetscher (z. B. bei Nachrichtensendungen); Umsetzung von telefonischen Sprachnachrichten in Text.

27 Schülerinnen und Schüler aus mehreren achten Klassen und einer IVK der Ilse-Löwenstein-Schule begannen in einem einführenden Workshop vor dem Besuch der Erlebnisausstellung „Dialog im Stillen“ ihren Vornamen mit dem Fingeralphabet zu buchstabieren. Das Fingeralphabet wird meistens dann eingesetzt, wenn man die Gebärden der deutschen Gebärdensprache nicht kennt. Neben der deutschen Gebärdensprache gibt es weltweit noch ca. 200 andere Gebärdensprachen. Selbst in englischsprachigen Ländern – wie z. B. in den USA, in Großbritannien und in Australien – gibt es jeweils eigene Gebärdensprachen. Die Gebärdensprache besteht aus 3 Komponenten: den Gebärden, der Mimik (zeigt die Emotionen an) und das Mundbild (zur Unterstützung).

Es kam natürlich die Frage von Schülern nach dem Lippenlesen. Das Lippenlesen führt jedoch häufig zu Missverständnissen. Auch wenn das Gesprächsthema bekannt ist, sind nur ungefähr 30 % des Gesagten verständlich. Die Jugendlichen haben es dann an verschiedenen Begriffen (u. a. Mutter und Butter, Haus und Maus) und kurzen Sätzen („Der Himmel ist blau“) selbst testen können. Deshalb ist es bei allen Kommunikationsmöglichkeiten sehr wichtig, die Körpersprache mit einzusetzen (z. B. um die Begriffe „verloren“ oder „gewonnen“ besser darzustellen).

Dass das Leben von gehörlosen Menschen nicht ein grausames und langweiliges Leben ist, erlebten die Schülerinnen und Schüler dann u. a. in einem kurzen Video über taube Hip-Hop-Tänzer in den USA. Für besonders sportliche Gehörlose finden alle 4 Jahre die sogenannten Deaflympics (aus engl. deaf, „taub“, und Olympics, „Olympische Spiele“) statt. An den Paralympics nehmen Gehörlose nicht teil.

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