Von Kuhglocken, Eisbergen und Schwarzfleckkugelfischen
Bremerhaven liegt auf dem achten Längengrad Ost … und genau da begann für 40 Schüler*innen der Jahrgangsstufe 9 der Stadtteilschule Poppenbüttel die Reise um den Globus. Der Längengrad 8o 34‘ Ost und seine Fortsetzung 171o 26‘ West auf der anderen Seite der Erdkugel als Orientierung und Reiseroute deshalb, weil er durch ganz verschiedene Klimazonen der Erde verläuft. Ihm folgten die Schüler*innen über fünf Kontinente zu neun unterschiedlichen Orten:
Von Bremerhaven aus ging es zunächst über die Bywaldalp oberhalb von Isenthal im Kanton Uri in der Schweiz nach Sardinien. Beim Betreten dieser Reisestation änderten sich neben dem Klima auch die Größenverhältnisse. Die Schüler*innen schrumpften selbst auf Insektengröße und erkundeten den Mikrokosmus der Mittelmeerinsel. Über das Mittelmeer gelangten die Globusreisenden in die Halbwüste des afrikanischen Landes Niger. Hier empfing sie bei trockenen 35 Grad Celsius nicht nur die Hitze der Wüste, sondern sie konnten einen Teil der Landschaft im Maßstab 1:1 entdecken. Später ging es in den Regenwald von Kamerun. Hier konnten die Jugendlichen den Urwald bei Nacht durchstreifen. In der Dunkelheit hörte man Tiergeräusche und es tröpfelte und rieselte bei Blitz und Donner, denn ein Gewitter zog über den Regenwald hinweg. Von der afrikanischen Hitze ging der Weg mit der „MS Antarctica“ in das ewige Eis der Antarktis auf der Südhalbkugel, bei minus sechs Grad Celsius. Das Eis des sechsten Kontinents, eine weiße Landschaft mit den für die Schelfeiskante typischen und steil aufragenden Klippen aus Eis und Schnee, sowie den flachen Schollen, bildete ein beeindruckendes Panorama. Und dabei konnten sich alle noch glücklich schätzen. Temperaturen um minus 70 Grad Celsius sind in der Antarktis keine Seltenheit.
Über Samoa mit seinem türkisblauen Meer, einem weißen Sandstrand und Palmen, die sich leicht im Wind wiegen und seiner beeindruckenden Welt der Tiefsee, reisten sie dann weiter nach Alaska. Auf St. Lawrence Island, einer kleinen Insel vor dem amerikanischen Festland, die zu Alaska gehört, scheint die Zeit stillzustehen. Eine Idylle? Keineswegs. Wer genauer hinschaut, erkennt schnell, dass auch dieser abgelegene Ort sich stark verändert hat: zum Beispiel, wenn die Inselbewohner mit modernen Quads lautstark in die Jagdreviere ziehen.
Zurück geht es dann wieder auf „unsere Seite“ der Erde, zur beschaulichen Hallig Langeneß. Hier konnten die Reisenden den rhythmischen Wechsel von Ebbe und Flut live miterleben. Wer jetzt nicht aufpasste, holte sich schnell nasse Füße.
Der achte Längengrad ist aber bei dieser Reise nicht nur ein roter Faden, sondern auch eine Verbindungslinie zwischen den Schüler*innen und den jeweils dort lebenden Menschen, auf die sie in jeder Reisestation treffen. Diese Menschen berichten über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Sicht auf den Klimawandel und wie dieser ihr Leben maßgeblich beeinflusst.
Auf insgesamt zehn Etappen suchten und besuchten die Jugendlichen in der Ausstellung zu sehende und zu erlebende Originalschauplätze. Die mehr als hundert einzelne Kurzfilme, die sich auf die gesamte Ausstellung verteilen, machen mehr als sechseinhalb Stunden Filmmaterial aus.
Im Klimahaus ist eine völlig neue Darstellungsform entstanden: Filmdokumente, originalgetreu oder künstlerisch gestaltete Kulissen, Gerüche, Geräusche, kontrastreiche Raumtemperaturen und Originalgegenstände aus den jeweiligen Orten und Ländern sind zu einem Gesamtwerk verwoben, das auch die Schüler*innen mehr und mehr in ihren Bann gezogen hat.
Während es auf der Reise um den Globus darum geht, die verschiedenen Klimazonen der Erde selbst zu erleben, zeigt der Ausstellungsbereich „Perspektiven“, wie sich das Klima über die Jahrmillionen verändert hat und welchen Einfluss der Mensch auf das Klima nimmt. Hier reisten die Schüler*innen sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft.
Der „Offshore Center“ im Klimahaus bot dann für alle Abenteuerlustigen ein besonderes Highlight: Mit dem einzigartigen Hubschrauber-Simulator flogen sie virtuell auf das Meer hinaus zu den großen Offshore-Windparkanlagen. Er ist eine originalgetreue Nachbildung eines zweimotorigen Hubschraubers. Eine spezielle Software, welche auch die Bundeswehr nutzt, sorgte dabei für eine realistisches und unvergesslichen Sechs-Minuten-Flugerlebnis.
Im „World Future Lab“ stand dann die Erde im Mittelpunkt. Mit acht Spielsituationen ist es eine Art begehbarer Selbsttest für Nachhaltigkeitskompetenz. Motivieren, handeln, kombinieren, engagieren – das sind vier der insgesamt acht gefragten Zukunftskompetenzen. Das Spiel machte allen deutlich: Das eigene Handeln hat Auswirkungen auf die Umwelt – und schon mit kleinen Aktionen und Projekten können Menschen viel bewegen. Für jede Aufgabe und jede damit verbundene Fähigkeit erhielten die Spielteilnehmer*innen eine bestimmte Punktzahl, die am Ende auf der „World Future Lab-Urkunde“ eingetragen ist.
Die Reise um den Globus, wie auch die anderen Ausstellungsbereiche, sollen für das Thema Klimawandel sensibilisieren, zum Nachdenken über den Klimaschutz anregen und gleichzeitig die Jugendlichen für die Schönheit und Einzigartigkeit unseres Planeten begeistern.