Philosophieren mit den Baumklassen (Eichen und Buchen, Weiden und Platanen, Linden und Birken)
Ein Auszug aus dem Erfahrungsbericht von der Schule Langbargheide (Stefanie Segatz)
„Voll bepackt mit sechs Kartons »Gedankenflieger«-Magazinen, einem Aufsteller, Namensschildern, Plakaten, Stickern und Postkarten kommen wir früh an einem herrlichen Sommermorgen an der Grundschule Langbargheide in Lurup an. Hier dürfen wir – das sind diesmal Anne Jaspersen, Jörg Bernardy und Stefanie Segatz – mit der Unterstützung der »Stiftung Kinderjahre« in den kommenden Tagen sechsmal mit altersgemischten Klassen der Klassenstufen 3+4 die Gedanken zum Thema »Was ist Zeit?« fliegen lassen.
Unsere Einstiege in das Philosophieren variieren. Wir thematisieren z. B. den Projektnamen: Was bedeutet es, die Gedanken fliegen zu lassen? »Die Gedanken wohnen in der Birne!«, sagt Nick, der Fußballspieler. Samuel von den Platanen denkt über das Fliegen nach: »Da sehe ich alles von ganz weit oben, alles sieht ganz klein aus und viel ordentlicher«. Distanz einnehmen und die Perspektive wechseln – wichtige Haltungen für das Philosophieren.
Nicht nur mit Anne Jaspersen, einer ausgebildeten Sängerin, steigen wir gerne musikalisch ein. Der »Gedankenflieger«-Song eignet sich hervorragend, um unser Anliegen zu adressieren: »Wir Gedankenflieger woll‘n die Welt verstehen!« – und über die wichtigen Fragen des Lebens ins Gespräch kommen. »Wem gehört die ganze Welt?«, »Warum fehlt mir so oft der Mut?«. Manche Kinder summen oder singen sofort mit, andere hören aufmerksam zu, weitere genießen die entspannte Stimmung und fassen Vertrauen in die Situation.
Zur philosophischen Frage »Was ist Zeit?« fällt allen Kindern sofort etwas ein. Wir hören aufmerksam zu, verknüpfen die Gedankengänge, lassen Unterschiedliches nebeneinanderstehen und schauen, ob es im Gesprächsverlauf vielleicht doch Gemeinsamkeiten gibt, oder ob Unterschiede vielleicht sehr wichtig sind. Fragen ergeben sich spontan aus der eigenen Erfahrungswelt: Es gibt Stoppuhren. »Aber kann man Zeit überhaupt stoppen?«, fragen sich die Linden. Und es gibt Zeiterlebnisse, die geteilte Erinnerung sind, wie z. B. die Klassenfahrt der Buchen, an die sich alle gerne erinnern. Andere Zeiterlebnisse sind individuell: der erste Flug, der Tod der Urgroßmutter, das lange Warten darauf, vom Kindergarten abgeholt zu werden. Auf einem mitgebrachten Plakat halten wir die Gedanken fest. Dieses Plakat verbleibt im Klassenzimmer und soll den Einstieg in das Thema erleichtern, wenn die Lehrkräfte mit den Anregungen aus unserem »Gedankenflieger«-Magazin weiter philosophieren.
Wie alt können Geschichten eigentlich werden? »Geschichten sterben nie«, meint Zahra. Und darum philosophieren wir auch so gerne mit Bilderbuchgeschichten.
Die Zeit mit den Baumklassen verging wie im Fluge und wir danken allen Beteiligten: Vera Klischan von der Stiftung Kinderjahre, die unsere Veranstaltungen engagiert begleitet, aber auch den interessierten Lehrkräften und SchulbegleiterInnen, der Schulleitung und ganz besonders den vielen tollen Kindern, die ihre Gedanken – laut oder auch leise – mit uns geteilt haben.“